Vereinsgeschichte
von Gerhard Hewel
Wie war das denn damals 1972? Wie kam es denn zur Vereinsgründung? Welche Motivation steckte dahinter?
Zunächst macht es mal Sinn, sich in die damalige Zeit der 1960er/1970er Jahre zu begeben. Hier einige Beispiele: kein Internet, WLAN und Digitalisierung, kein PC und Handy, nur Festnetzanschluss mit Wahlscheiben-Telefon, und das nicht in jedem Haushalt. Die Kommunikation fand also fast ausschließlich bei Treffen statt. Ebenso verfügte nicht jede Familie über ein Auto. Die großen Supermärkte wie Aldi, Lidl, Globus gab es ebenfalls noch nicht. Genauso wenig wie es Essensbringdienste gab. Nur soviel hierzu.
Zur damaligen Zeit existierte in Filsen kein Sport- oder Fußballverein. Nur ganz wenige Kinder oder Jugendliche spielten in benachbarten Sportvereinen Fußball. Auf dem damaligen Bolzplatz (etwa Grundstück Peitz/Stumm) kickten Kinder und Jugendliche. Auf massives Drängen von den damaligen Jugendlichen wurden gegen Ende der 1960er Jahre der sich in einem miserablen Zustand befindliche Bolzplatz von der Ortsgemeinde ordentlich hergerichtet, eingezäunt und gepflegt. Ab diesem Zeitpunkt wurden kleine Fußballspiele ausgetragen. Im Jahr 1971 trafen die Mannschaften der Filsener Jugend und der Freiwilligen Feuerwehr am Sonntagvormittag vor ansehnlicher Zuschauerkulisse aufeinander (im Frühjahr und Herbst). Nach den Spielen wurde dann auch gefeiert. Aus diesen Spielen wurde die Idee geboren, in Filsen einen Fußballverein zu gründen. Siegfried Görsch, Hans Karbach und Wolfgang Krieger waren hier die treibenden Kräfte. Vereinslokal war die Lokalität von Hans Karbach "Stadt Boppard" (später "altes Tor"). Der Vereinsname (SB Filsen 72) und die Vereinsfarben (blau/orange) wurden festgelegt. Trikots und Fußbälle wurden angeschafft. Die Heimspiele wurden auf dem alten Sportplatz in Osterspai ausgetragen, Samstagsnachmittags. Weiterhin wurden Trainer (Peter Maron), Spielführer (Berthold Dorweiler, Geo Bender, Karl-Heinz Eschelbach), Beisitzer (Hans Karbach, Wolfgang Krieger), Kassierer (Gerhard Hewel) gewählt. Der monatliche Betrag wurde auf 2,00 DM festgelegt. Nur Aktive wurden als Mitglieder aufgenommen. Der Kader umfasste bei Gründung 20 Spieler (Geo Bender, Franz-Josef Czaja, Berthold Dorweiler, Karl-Heinz Eschelbach, Siegfried Görsch, Gerhard Hewel, Josef Höller, Bernhard Karbach, Hans Karbach, Hans Kogel, Wolfgang Krieger, Ottmar Lamberti, Gerhard Lamsfuß, Horst Lewentz, Peter Maron, Heinz Naß, Hans-Peter Naß, Günter Runkel, Jürgen Trappen, Bernhard Uhl). Die offizielle Gründung fand am Freitag, 17. März 1972 im Vereinslokal "Stadt Boppard" statt.
Allerdings spielte der SB nicht im Ligawettbewerb, sondern im Bereich der Freizeitmannschaften (damals Thekenmannschaften). Gegner gab es zu genüge. Hier ist zu erwähnen, dass in den 1960er Jahren die Thekenmannschaften wie Pilze aus dem Boden schossen. Die meisten Thekenmannschaften waren in Koblenz, Lahnstein und Braubach zu Hause. In der Folgezeit gründeten sich auch Mannschaften in den Nachbarorten Osterspai, Kamp-Bornhofen, Kestert und Boppard.
Dann war es endlich soweit. Das erste Spiel auf dem alten Sportplatz in Osterspai: Fronleichnam, Donnerstag, 01. Juni 1972 um 14:15 Uhr. Ein großes Erignis. Über 200 begeisterte Filsener Zuschauer unterstützten die heimische Mannschaft bei herrlichem Sommerwetter. Doch die deftige 0:11-Niederlage gegen eine Bundeswehr-Auswahl von Westerburg war nicht zu vermeiden. Anschließend wurde im Vereinslokal kräftig das erste SB-Spiel gefeiert. Der Grundstein war gelegt. In 1972 wurden 11 Spiele ausgetragen (1 Sieg, 10 Niederlagen). Die "dritte" Halbzeit zog sich oftmals vom Samstagnachmittag bis in die frühen Morgenstunden des Sonntags hin, was nicht auf große Begeisterung bei den Eltern der Spieler stieß. Denn in der damaligen Zeit war die Erdbeeren- und Kirschenernte noch in vollem Gange. An den Wochenenden (Samstag und Sonntag) wurde jede Kraft in der Ernte gebraucht. Nach der sogenannten dritten Halbzeit ließ aber die Arbeitsleistung im Feld erheblich zu wünschen übrig. Auch den etablierten Fußballvereinen im Ligawettbewerb waren die Thekenmannschaften ein Dorn im Auge, da auch einige ihrer Spieler samstags in diesen Mannschaften spielten und sonntags nicht die gewünschte Leistung in ihrem Verein brachten. In den Folgejahren organisierte der Fußballverband Rheinland den "Freizeitbetrieb". Der SB überstand das ersten Jahr gut und im Folgejahr wurde der Spielbetreib fortgesetzt. Was nicht jeder Filsener erwartet hatte. Bis zu 20 Spiele pro Jahr absolvierte der SB.
Im Jahr 1977 wurde im Pfarrheim St. Margaretha das 5-jährige Bestehen mit einem kleinen Programm. guter Stimmung und gutem Besuch gefeiert. Praktisch ab diesem Zeitpunkt wurden auch inaktive Mitglieder (männlich wie weiblich) in den Verein aufgenommen. Eine Satzung wurde von der Mitgliederversammlung verabschiedet und erstmals ein Vorstand gewählt. Das gesellige Leben spielte im Verein immer eine maßgebliche Rolle. Wanderungen und kleinere und größere Ausflüge wurden durchgeführt. Teilnahme am Rosenmontagsumzug, Kostümfeste wurden 1981 und 1982 veranstaltet und erstmals 1989 eine Silvesterparty. Ein Höhepunkt war immer die Jahresabschlussfeier (Rekord: über 90 Gäste). Zahlreiche Touren zu den Auswärtsspielen im Rahmen der Deutschen Meisterschaften für Hobbymannschaften wurden unternommen. Enge freundschaftliche Verbindungen zu anderen Vereinen aus Westerburg, Bachheim und Köln-Efferen entstanden.
Der Verein wurde zunehmend größer. Damit einhergehend wuchs auch das Engagement und die Probleme. Das sportliche Angebot wurde erweitert. Eine Altherren-Mannschaft nahm im Mai 1988 ihren Spielbetrieb auf. Erstmals wurde 1985 auf dem Bolzplatz eine Fußball-Dorfmeisterschaft ausgetragen. Aber neben dem Fußball wurden auch andere sportliche Betätigungen angeboten. Tischtennis für Jugendliche ab 1989 und Tischtennis-Dorfmeisterschaften im Pfarrheim ab 1990; Damengymnastik ab 1992; Kinderturnen und Selbstverteidigungskurse ab 1993; Abteilung "Jedermann-Sport" ebenfalls ab 1993; das erste Volleyball-Turnier fand 1995 statt.
Zurück zum Seniorenfußball. Anfang der 1980er Jahre verschwanden viele Hobbymannschaften. Dadurch bedingt wurde es immer schwieriger Gegner zu finden. Zwischenzeitlich war die Mannschaft zu einer konstanten Elf geworden und war als Mannschaft in jeder Hinsicht gewachsen. Der Drang zum Ligawettbewerb (Meisterschaftsrunde des Rhein-Lahn-Kreises) war nicht länger aufzuhalten. Es wurde in der Mitgliederversammlung beschlossen, eine Mannschaft für die Meisterschaftsrunde 1984/1985 anzumelden. Ausreichend Spieler sind vorhanden und bereit um Punkte zu kämpfen. Eine entsprechende Satzungs- und Namensänderung des Vereins wurde erforderlich und von der Mitgliederversammlung verabschiedet. Doch erheblich schwieriger gestaltete es sich einen Fußballplatz für die Austragung der Heimspiele zu finden. Es war naheliegend, dass hierfür das Sportgelände Osterspai in Frage kam. Der neue Platz und die Halle waren bereits 1975 fertiggestellt. U.a. wurde die Anlage aus Mitteln des "Goldenden Plans" finanziert. Dass die Anlage in diesem Umfang gebaut werden konnte, lag auch daran, dass die Einwohner von Filsen mitgerechnet wurden. Dies wurde in dem Sportstätten-Rahmenleitplan zugesichert. Doch die Ortsgemeinde Osterspai lehnte eine Mitbenutzung ab. Viele Gespräche zwischen den beiden Ortsgemeinden und SB mit Ortsgemeinde Osterspai fanden statt, ebenso auf Verbandsgemeindeebene. Leider ohne Erfolg. Der Austragungsort für die Heimspiele konnte letztlich für die Saison 1984/1985 doch gesichert werden. Prath (Hinrunde) und Braubach (Rückrunde) stellten ihre Plätze für den Spiel- und Trainingsbetrieb dankenswerter Weise zur Verfügung. Doch der SB ließ bei der Ortsgemeinde Osterspai nicht locker und erreichte eine gerichtliche Entscheidung beim Oberverwaltungsgericht Koblenz. Ab April 1986 konnte der SB der Sportplatz in Osterspai nutzen.
Das erste Jahr in der Meisterschaftsrunde beendete die von Friedhelm Unterstell trainierte Mannschaft (20 Spieler wurden eingesetzt) im einem Staffelsieg in der C-Klasse und Aufstieg in die B-Klasse (16 Siege, 3 Unentschieden, 1 Niederlage, 63:17 Toren, Torschützenkönig Peter Schmitz mit 24 Toren). Mit diesem Erfolg hatte niemand gerechnet und es wurde daher auch gebührend gefeiert. Leider konnte sich die Mannschaft nicht in der B-Klasse halten und stieg in die C-Klasse ab. Doch in der Saison 1988/1989 wurde die Mannschaft unter Trainer Berthold Dorweiler erneut Staffelsieger in der C-Klasse mit Aufstieg in die B-Klasse. Insgesamt 21 Spieler kamen zum Einsatz (18 Siege, 1 Unentschieden, 1 Niederlage, 73 Tore, Torschützenkönig Markus Daniel mit 19 Toren). Eine gelungene und stimmungsvolle Meisterfeier mit Freibier folgte. Die B-Klasse konnte nicht mehr gehalten werden mangels Nachwuchsspieler. Abstieg bis in die D-Klasse. Ab 2010 ging es wider mal aufwärts. Viele junge Nachwuchsspieler fanden sich in der Mannschaft. In der Folgezeit konnte die Mannschaft im Jahr 2011 in die B-Klasse aufsteigen. Nach 4 Spielzeiten in der B-Klasse folgte in der Saison 2014/2015 der Abstieg in die C-Klasse und 2017 der Abstieg in die D-Klasse. Gründe hierfür: Wohnortwechsel von Spielern, Wechsel zu anderen Vereinen, kaum noch Nachwuchsspieler aus dem Jugendbereich.
In der Vergangenheit wurde immer mal wieder über Spielgemeinschaften diskutiert und auch mit anderen Vereinen gesprochen. Letztlich wollte man die Selbstständigkeit aber nicht aufgeben.
Zudem wurde ein großes Projekt Anfang 2021 in Angriff genommen: Die komplette und aufwendige Neugestaltung des Bolzplatzes zu einem Outdoor-Fitness-Park. Rechtzeitig zum 50-jährigen Jubiläum im Jahr 2022 ist das neue Sportgelände fertiggestellt worden. Erhebliche finanzielle Mittel (Eigen- und Fördermittel) und enormes Engagement der vielen Helfer ermöglichten dies.